Aufstieg in die Liga der Mittelzentren

Im Land Sachsen-Anhalt sind die zentralen Orte nach ihrer jeweiligen Bedeutung für das Umland in Oberzentren (Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau), Mittelzentren (Stendal, Schönebeck, Naumburg und weitere) sowie Grundzentren, wie Osterburg eingestuft. Diese Einstufung beeinflusst die Entwicklungsmöglichkeiten einer Stadt. Sie hat aber auch Auswirkungen auf die Höhe der finanziellen Zuweisungen durch das Land. So erhält ein Mittelzentrum pro Einwohner mehr  als ein Grundzentrum. Die Landesregierung hat den Landesentwicklungsplan überarbeitet und das zentrale-Orte-System neu aufgestellt. Vorausgegangen war eine Begutachtung der Städte. Da es Osterburg gelungen ist, trotz geringer Bevölkerungszahl viele bedeutende Einrichtungen in der Stadt halten zu können, soll unsere Stadt nun zum Mittelzentrum aufgewertet werden. Das wäre ein sehr großer Erfolg unserer Stadtentwicklung und wird uns mehr Freiräume und auch finanzielle Möglichkeiten in der Zukunft bringen.

Folgende Gründe sprechen für Osterburg (Stellungnahme der Stadt vom 25.07.2023):

Kinderbetreuung & Bildungsmöglichkeiten

Mit einem breiten Spektrum an pädagogischen Konzepten in den sieben Kindertagesstätten und sechs Schulen für jedes Alter und jeden Abschluss ist Osterburgs Betreuungslandschaft sehr flexibel aufgestellt. Das bietet große Entscheidungsfreiheit, Bildungschancen, Sicherheit und sehr gute Rahmenbedingungen für junge Familien. Je eine Kindertagesstätte wird vom DRK, von der Borghardt-Stiftung zu Stendal (evangelisch) sowie der Lebenshilfe Osterburg gGmbH (integrativ) geleitet. Vier befinden sich in kommunaler Trägerschaft inkl. „Kita-Bus“ (siehe Punkt 5 – Entwicklung des ländlichen Raumes). 

Gute und günstige Kinderbetreuung muss sich nicht gegenseitig ausschließen. Wegen der positiven wirtschaftlichen Entwicklung Osterburgs kann den Eltern ein sehr geringer Kostenbeitrag für die Kita-Betreuung angeboten werden. Für 40-Wochenstunden in Kinderkrippe und Kindergarten müssen nur 122,00 Euro im Monat gezahlt werden; einer der günstigsten Beiträge in Sachsen-Anhalt.

Für die außerschulische Betreuung an den beiden Grundschulen unserer Gemeinde (in den Ortsteilen Osterburg und Flessau) stehen zwei kommunale Horte zur Verfügung. In der Grundschule Flessau, die mit 90 Schülern (konstant +/- 5) zu den größten Dorfschulen im Landkreis Stendal zählt, werden auch Kinder der benachbarten Verbandsgemeinde Seehausen unterrichtet. An diesem Standort hat Osterburg eine neue, moderne Schulküche gebaut (Fertigstellung: 2022, Kosten: 800.000,00 Euro). Über diese werden die beiden Grundschulen und vier kommunale Kitas mit frischem Essen (Verwendung weitgehend regionaler Produkte; minimale Warmhalte- und Standzeiten) versorgt. 

Auch darüber hinaus übernimmt Osterburg eine wichtige Funktion als zentraler Schulstandort für den nördlichen Landkreis Stendal. Dieser betreibt in unserer Einheitsgemeinde zwei Förderschulen (eine für Kinder mit geistig-/körperlicher Beeinträchtigung sowie eine für Kinder mit erhöhtem sonderpädagogischem Förderbedarf), eine modernisierte Sekundarschule so-wie ein energetisch saniertes Gymnasium. Nach der Schließung des Gymnasiums Seehausen im Jahre 2007 und dem Auslaufen der zeitweise dort geführten Außenstelle des Osterburger Gymnasiums bis 2009 ist Osterburg der einzige gymnasiale Standort im nördlichen Landkreis Stendal.

Dazu kommen weitere Bildungseinrichtungen mit zentraler Bedeutung über die Grenzen der Einheitsgemeinde hinaus: Kreismusikschule „Ferdinand Vogel“, Kreisvolkshochschule, Kreismuseum sowie Stadt- und Kreisbibliothek „Walter Baumgart“, die über eine Fahrbibliothek / einen Bücherbus viele Dörfer im gesamten Landkreis mit Literatur versorgt. Sogar die Landesssportschule befindet sich in Osterburg. Und nur 25 Kilometer entfernt kann man an der Hochschule Magdeburg-Stendal studieren.

Kultur, Sport & Tourismus

Durch das starke Engagement der Stadt bei der Betreibung der Bibliothek wird Osterburg zurecht auch als „Literaturhauptstadt der Altmark“ bezeichnet. Zu den Osterburger Literatur-tagen – einem zweiwöchigen Kulturfestival – strömen jedes Mal ca. 2.000 Gäste aus der ganzen Altmark. Aber auch darüber hinaus wird den Einwohnern der Stadt und Gästen der benachbarten Landkreise ein umfangreiches kulturelles Angebot präsentiert; einige Beispiele: Festveranstaltung und Umzug der Osterburger Carnevals-Gesellschaft, Stadt- und Spargel-fest als größtes Frühlingsfest der Altmark oder auch die Konzertreihe „Osterburger Sommernächte“

 

Auch wenn Osterburg nicht Sitz eines Theaters ist, so bieten zwei ehrenamtliche Theater, das plattdeutsche „Dorftheater Gladigau“ und das „Mühlentheater Meseberg“ an vielen Wochen-enden im Jahr unterhaltsame Aufführungen an. Deren Qualität muss sich nicht hinter der eines professionellen Theaters verstecken. Der Einzugsbereich der Gäste erstreckt sich bis nach Magdeburg, sogar der Ministerpräsident, Dr. Rainer Haseloff, war bereits mehrfach ein Gast.

 

Auch sportlich hat Osterburg eine besondere zentralörtliche Funktion. 

Auf einem elf Hektar großen Gelände bietet die LandesSportSchule Osterburg (kurz: LSSO) eine Bettenkapazität für 156 Personen, vielfältige moderne In- und Outdoor-Sportstätten für zahlreiche Sportarten, verschiedene kombinierbare Seminarräume sowie eine ausgewogene Verpflegung in der Gaststätte „Zum Fuchsbau“. Jährlich wissen das in der Region Altmark und im Bundesland Sachsen-Anhalt einzigartige Angebot über 12.000 Menschen mit rund 32.000 Übernachtungen zu schätzen, wobei die Besucher überwiegend aus Sachsen-Anhalt und Berlin/Brandenburg anreisen.

Für viele Vereine und Sportler der Region ist die Landessportschule mit ihren verschiedensten Sportmöglichkeiten eine zentrale Sportstätte. Zur Unterstützung des Angebotes stellt die Stadt der Landessportschule das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion und die Schwimmhalle „Am Fuchsbau“ inklusive eines Betreiberzuschusses zur Verfügung. Insbesondere für die Schulen der Region ist diese Schwimmhalle von besonderer Bedeutung. Neben den beiden Grund-schulen von Osterburg nutzen auch sieben andere Schulen aus dem Landkreis Stendal die Schwimmhalle für den Schwimmunterricht.

 

Für den Reitsport hält die Stadt im Ortsteil Krumke ein Reitsportzentrum europäischen Ranges vor. Dieses wird dem hier agierenden Reitverein kostenlos zur Verfügung gestellt, um Pferdesportlern aus der ganzen Altmark eine zentrale Wirkungsstätte zu bieten,

Aber auch für viele andere Sportarten hat Osterburg für seine Einwohner und denen benachbarter Gemeinden ein zahlreiches Angebot:

- 5 Sporthallen

- 12 Fußballplätze

- 2 Schießstände

- 1 6-Feld-Tennisanlage

- 1 Kegelhalle

- 2 Reitsportanlagen

 

Für weitere Freizeitbeschäftigungen unterhält die Stadt den Schlosspark Krumke und eine weitere Badeanstalt, das „Biesebad“ – eines der wenigen Flussschwimmbäder Europas. Der Park ist Bestandteil des Landesprojektes „Gartenträume“ und somit Ziel vieler Gäste aus ganz Deutschland.

 

Auch beim Bestattungswesen erfüllt Osterburg eine besondere zentrale Funktion. Neben den zahlreichen herkömmlichen Friedhöfen in den 31 Ortsteilen der Einheitsgemeinde, ist die Stadt seit 2021 Träger des Ruheforstes Krumke. Da es in Sachsen-Anhalt nur vier davon gibt und diese Bestattungsform großen Zuspruch erfährt, erbringt Osterburg auch mit diesem An-gebot eine Versorgungsfunktion für den Norden Sachsen-Anhalts.

Wirtschaftliche Entwicklung

Die Wirtschaft ist in den letzten Jahren stark gewachsen, was an der Entwicklung der Gewerbesteuer in den letzten 10 Jahren zu sehen ist (in Euro):

 

- 2013: 1.914.429,28

- 2014: 2.905.599,90

- 2015: 3.300.800,34

- 2016: 2.545.230,35

- 2017: 3.572.359,92

- 2018: 3.444.562,04

- 2019: 4.705.813,09

- 2020: 3.888.248,56

- 2021: 2.967.007,83

- 2022: 7.568.995,52

 

Auch die Entwicklung der Pendlerzahlen bekräftigen die Bedeutung von Osterburg als immer stärker werdendes Zentrum im Norden der Altmark. Von 2016 auf 2023 stieg die Zahl der Einpendler von 1.659 auf 1.920 an (Quelle:  https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Interaktive-Statistiken/Pendler/Pendler-Nav.html). 

 

Da die vorhandenen Gewerbe- und Industriegebiete fast komplett belegt sind, weist der aktuelle Flächennutzungsplan ein neues Industriegebiet an der Autobahnabfahrt A14 Osterburg in Größe von 20 ha aus. Ein Investor verhandelt derzeit mit den Grundstückseigentümern zum Erwerb der Flächen, um dort ein neues Industriegebiet aufzubauen. 

 

Leider werden die ansteigenden Erträge aus der Gewerbesteuer durch Gewerbesteuerumlage, Kreisumlage und Schlüsselzuweisungen zu ca. 80% wieder geschmälert. Deshalb ist für die Darbietung der wachsenden zentralörtlichen Aufgaben Osterburgs eine verlässlichere Finanzierungsmöglichkeit über die Zuweisungen des Landes erforderlich.

 

In Osterburg befinden sich sechs Lebensmittelmärkte, darüber hinaus neun Geschäfte des Bäcker- und Fleischerhandwerks, vier Baumärkte, drei Apotheken sowie ein Kaufhaus für Bekleidung und Haushaltswaren. Viele weitere Geschäfte konzentrieren sich in der Breiten Straße, die eine zentrale belebte Einkaufsstraße darstellt. Mit diesem Einzelhandelsangebot versorgt Osterburg einen Einzugsbereich von ca. 20.000 Personen.

 

Bei der Lebenshilfe Osterburg gGmbH finden ca. 300 Personen mit besonderen Bedürfnissen eine für den nördlichen Landkreis Stendal zentrale betreute Arbeitsstätte.

Technische Infrastruktur

Osterburg ist Sitz des Wasserverbandes Stendal-Osterburg (WVSO), der in der Stadt zwei Wasserwerke und eine Kläranlage betreibt. Darüber hinaus ist der WVSO für die Trink- und Abwasserversorgung in acht Einheits- und Verbandsgemeinden des Landkreises Stendal und des Altmarkkreises Salzwedel zuständig; insgesamt 1.989 km2 mit 56.281 Einwohnern. Der Anschlussgrad Trinkwasser beträgt 98,9% und Abwasser 77,4%. 

 

Für die Avacon ist Osterburg ein wichtiger Umspannwerk-Standort. Darüber wird ein Großteil des nördlichen Landkreises Stendal mit Energie versorgt und noch mehr Strom aus erneuerbaren Energien aufgenommen und abgeleitet (siehe dazu die Grünstromquote). Das Umspannwerk wird seit geraumer Zeit umgebaut, um es sowohl fit für die erneuerbaren Energien zu machen und gleichzeitig für die Anbindung der „neuen“ 110-kV-Leitung vorzubereiten. Dieser Neubau einer 110-kV-Leitung vom Netzknoten „Stendal West“ bis nach Güssefeld und dem Abzweig Osterburg wird das UW Osterburg über eine zweite Leitung an das Hochspannungsnetz (HS-Netz) der Avacon anschließen. Dadurch entsteht ein sog. Ringschluss im HS-Netz der einerseits die Versorgungssicherheit erhöht und gleichzeitig zusätzliche Kapazitäten für die Aufnahme erneuerbarer Energien schafft. 

Auch im Verteilnetz wird einiges erneuert und fit für die Zukunft gemacht. So wurden neue Erdkabel verlegt. Darüber hinaus diverse weitere Projekte wie die Umrüstung einer Vielzahl an Trafostationen in diversen Ortslagen, um die Leistungs-/Aufnahme- und Übertragungsfähigkeit der Netze zu erhöhen.

 

Verkehrstechnisch ist Osterburg Knotenpunkt der Bundesstraße B189 mit den drei Landesstraßen L9, L13 und L14 und somit aus allen Himmelsrichtungen sehr gut erschlossen. Ab 2027 wird Osterburg darüber hinaus an das Autobahnnetz angebunden sein. Die Zu- und Ab-fahrt zur A14 ist nur 2 km vom Ortseingang Osterburgs entfernt.

 

Bereits 2012 waren alle Orte der Einheitsgemeinde an das DSL-Netzt der Telekom angebunden. Der anschließend notwendige Ausbau des Glasfasernetzes konnte die Stadt durch ihre Mitgliedschaft im Zweckverband Breitband Altmark (ZBA) für große Teile der Gemeinde um-setzen. Im Anschluss daran werden gerade im Auftrag der Telekom und von DNS:NET die nicht durch den geförderten Ausbau des ZBA erreichten Ortsteile durch einen eigenwirtschaftlichen Ausbau angebunden.

Siedlungsentwicklung

Osterburg hat 2022 mit dem Beschluss über einen gebietsdeckenden, einheitlichen Flächen-nutzungsplan ein zielgerichtetes Planungsinstrument aufgestellt, mit dem die geordnete städtebauliche Entwicklung der Gemeinde unter Berücksichtigung von Aspekten der Zentrale-Orte-Theorie, der Demografie, der wirtschaftlichen Entwicklung des Landschaftsschutzes sowie der konkurrierenden Raumnutzung erfolgen kann.

 

Seit Aufstellung des letzten LEP (2011) entstanden mithilfe von Bebauungsplänen sowie Ab-rundungs-/Ergänzungssatzungen folgende Wohngebiete:

- 2013: „Alter Düsedauer Weg“ ca. 10 Wohneinheiten (Abrundungssatzung)

- 2017: „Am Drescherhof“ ca. 26 Wohneinheiten

- 2022: Ortschaft Krevese 2 Wohneinheiten (Ergänzungssatzung)

 

Gegenwärtig bestehen Planungen für zwei weitere Wohngebiete mit ca. 45 Wohneinheiten: 

- Wohngebiet „Am Werder“ in Aufstellung ca. 5 Wohneinheiten

- Wohngebiet „Osterburg Nord“ in Aufstellung ca. 40 Wohneinheiten

 

Gleichzeitig ist festzustellen, dass auch ohne neues Satzungsrecht im Rahmen der Lückenbebauung neuer Wohnraum entstanden ist: 

- 2017: ca. 21 Wohneinheiten

- 2018: ca. 9 Wohneinheiten

- 2019: ca. 11 Wohneinheiten

- 2020: ca. 17 Wohneinheiten

- 2021: ca. 11 Wohneinheiten

- 2022: ca. 33 Wohneinheiten

 

Von 2017 bis 2023 wurden ca. 102 Wohneinheiten in der gesamten Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark) als Lückenbebauung beantragt / gebaut.

 

Neu geschaffener Wohnraum findet in Osterburg ohne längere Wartezeiten Bezug. Die hoch erscheinende Leerstandquote resultiert im Wesentlichen aus den 165 leerstehenden Wohnungen der DDR-typischen Großwohnanlagen. Da es hierfür nur eine sehr geringe Nachfrage gibt und sich die Wohnbedürfnisse der Menschen auf andere Wohnformen konzentriert (Eigenheime in den Dörfern und am Stadtrand sowie sanierter Altbau in der Innenstadt) besteht eine große Nachfrage zu Letzterem. 

 

Durch den 2027 erfolgenden Anschluss der Stadt an die Autobahn A14, die geplante Aufwertung der Bahnlinie Wittenberge – Osterburg – Stendal – Magdeburg sowie die Ansiedlung der Intel-Fabriken bei Magdeburg wird die Standortqualität von Osterburg weiter steigen. Diese Entwicklung wird zu neuen Gewerbebetrieben und Wohnungssuchenden im gesamten Gemeindegebiet führen.

 

Mit der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) von 2018 fokussiert sich die Einheitsgemeinde auch weiterführend auf die nachhaltige Entwicklung des städtischen Zentrums und der Dörfer.

 

45,7 Hektar Fläche der Osterburger Altstadt wurden 1997 als Sanierungsgebiet festgelegt. 25 Jahre später sind fast alle Maßnahmen zur Verbesserung und Erneuerung der Städteentwicklung/Stadtumbau an sich dank Bundes- und Landesmittel in Höhe von rund 25 Millionen aus der Städtebauförderung abgeschlossen. Das Sanierungsgebiet umfasste den sogenannten Grüngürtel der Stadt zwischen:

- Nordpromenade /Werbener Straße im Norden,

- Werder-/Bismarker Straße im Westen,

- Platz des Friedens/ Gartenstraße im Süden und

- Gartenstraße bis zum Sportplatz Bleiche im Osten der Stadt.

Fast 90 % der Straßen im Sanierungsgebiet wurden mit Städtebaufördermitteln neugestaltet. Auch private Baumaßnahmen wie Wohn- und Geschäftshäuser wurden mit Hilfe der Sanierungsmittel attraktiver. Die Stadt Osterburg befindet sich weiterhin im Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ (kurz: WNE), deren Förderkulisse dem ehem. Sanierungsgebiet entspricht.

 

Mit den derzeit laufenden fünf Flurneuordnungsverfahren werden im Gemeindegebiet in den kommenden Jahren ca. 40 km neue landwirtschaftliche Wege angelegt. Hinzukommen die umfangreichen Wegebaumaßnahmen im Zuge des Autobahnbaus, die hier nicht beziffert werden können.

 

Um das Radwegenetz schneller auszubauen, übernimmt die Stadt die Koordinierung der Projektierung des Radwegebaus an Landesstraßen von der Landesstraßenbaubehörde. Hinzu kommt der weitere Ausbau der Radwege durch das Land an der B189 und den Landesstraßen. Ziel ist eine sternförmige Erreichbarkeit des Stadtzentrums durch den Radverkehr. Beim Wegebau ist demnach in den kommenden Jahren mit einer erheblichen Erweiterung zu rechnen.

Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel

Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED

 

Gespart wird bei der Straßenbeleuchtung schon seit Ende 2018 – dank Umrüstung auf energiesparende Leuchtdioden-Technik; kurz: LED; bei rund 2.300 Straßenlampen in der gesamten Einheitsgemeinde Osterburg. Und die Bilanz ist deutlich. Lag der Jahresverbrauchswert 2015 noch bei 442.540 kWh, wurden im Jahr 2021 nur noch 167.700 kWh benötigt. Durch diese Einsparungen wird nicht nur die Umwelt geschont. Auch der Haushalt Osterburgs wird jedes Jahr mit einem hohen fünfstelligen Betrag entlastet.

 

Klimaschutzkonzept | Bürgerrat | Lenkungsgruppe

 

Schwarmwissen – darauf setzte Osterburg bei der Vorbereitung für ein Klimaschutzkonzept. Mit einem per Zufallsprinzip aus dem Melderegister ausgelosten Bürgerrat „AG Klimaschutz“ ging die Hansestadt von Oktober 2022 bis März 2023 nicht nur neue Wege für sich selbst, sondern nach Kenntnisstand aller beteiligten Netzwerkpartner auch in ganz Sachsen-Anhalt. Und das kam in der Bürgerschaft mehr als gut an. Für uns als Kommune ist das eine große Chance des Miteinanders in wichtigen Zukunftsfragen. Menschen beteiligen, sachlichen Konsens finden, nicht Ideologisieren oder Dämonisieren. Ideen zulassen, auffangen und bündeln, darüber neue Denkansätze gewinnen und durch einen gemeinsamen Suchprozess mit der Bürgerschaft zu Ergebnissen kommen. Nach sechsmonatiger Arbeit wurden 34 Handlungsempfehlungen an den Stadtrat übergeben. In einem weiteren Schritt wurde per Stadtratsbeschluss im Sommer 2023 eine „Lenkungsgruppe Klimaschutz“ ins Leben gerufen, um den Beteiligungsprozess fortzuführen und auf die nächste Stufe zu heben. Aufgabe dieser Gruppe wird es sein, die Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes vorzubereiten und zu gestalten. Die wichtigsten Ergebnisse des Partizipationsprozesses werden Maßnahmen und Strategien mit konkreten Handlungsempfehlungen sein. Dabei wird auch auf die Empfehlungen des Bürgerrates zurückgegriffen und diese vertiefend bearbeitet.

 

Ziel ist es, einen kompakten Maßnahmenplan Klimaschutz zu entwerfen, der als Grundlage für ein Klimaschutzkonzept dient. Die Lenkungsgruppe Klimaschutz setzt sich dabei aus verschiedenen Akteuren zusammen. Neben der Verwaltung werden der Gruppe Mitglieder des Bürgerrates Klimaschutz, Vertreter der städtischen Wohnungs- und der lokalen sowie überregionalen Energieunternehmen angehören. Ebenfalls Mitglied ist der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Stendal. Die Leitung der Lenkungsgruppe obliegt dem Bau- und Wirtschaftsförderungsamt der Hansestadt Osterburg. 

 

Mit dem Klimaschutzkonzept, dessen Erarbeitung 2024 ausgeschrieben und vergeben wer-den soll, wird ganz konkret aufgezeigt, welche technischen und wirtschaftlichen Potenziale zur Minderung von Treibhausgasen in der Einheitsgemeinde Osterburg bestehen. Zudem werden kurz-, mittel- und langfristige Ziele und Maßnahmen zum Klimaschutz festgelegt. Ein Klimaschutzkonzept wird zukünftig Voraussetzung sein, um Fördermittel zu akquirieren. Da-bei profitiert nicht nur die Stadt Osterburg davon, sondern auch Firmen, wie z.B. die beteiligten Wohnungs- und Energieunternehmen, die die Möglichkeit haben, auf der Grundlage des Konzeptes Fördermittel zu beantragen.

 

Wärmeversorgung

 

Zur Erfüllung der Wärmeversorgung großer Teile der Bevölkerung betreibt die stadteigene Stadtwerke Osterburg GmbH zwei Fernwärmenetze im Ortsteil Osterburg und ein Nahwärmenetz im Ortsteil Flessau. Damit werden ca. 1300 Wohneinheiten sowie 30 Institutionen versorgt. Die Wärme wird zu 90% aus erneuerbaren Energien (Holzhackschnitzel, Holzpellets und Bio-Gas) gewonnen. Die Stadt verzichtet regelmäßig auf Ausschüttungen und lässt statt-dessen kontinuierlich die Netze weiter ausbauen.

Ziel der Stadt ist es, im Zuge der Wärmewende in den kommenden Jahren weitere Wohn-quartiere an das Fernwärmenetz anzuschließen. Die anstehende kommunale Wärmeplanung wird Grundlage für den weiteren Fernwärmeausbau sein.

 

E-Mobilität

 

Zur Förderung der E-Mobilität ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur wesentliche Voraussetzung. In Kooperation mit der Stadtwerke Stendal GmbH hat Osterburg im Zuge des inner-städtischen Ausbaus der mit Städtebaumitteln geförderten Infrastruktur Ladesäulen errichtet, die es Einheimischen, Pendlern und Besuchern/Reisenden ermöglicht, günstig und schnell ihr Fahrzeug wieder aufzuladen. Daneben bietet eine in unmittelbarer Nachbarschaft errichtete und in sehr guter Innenstadtlage gelegene E-Bike-Ladestation, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen Sachsen-Anhalt e.V., Pedalrittern die Möglichkeit während eines Stadtsparziergangs ihr E-Bike wieder aufzutanken. Darüber hin-aus gibt es eine Reihe von privat betriebener Ladeinfrastruktur, die mit dazu beiträgt das not-wendige Netz von Elektrotankstellen enger zu knüpfen.

 

 

Förderung Radverkehr

 

Osterburg ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen (AGFK) in Sachsen-Anhalt und seit 2022 auch durch ein Mitglied der Verwaltung im Vorstand des neu gegründeten Vereins AGFK Sachsen-Anhalt e.V. vertreten. Neben der bereits beschriebenen Unterstützung der Landesstraßenbaubörde bei der Koordinierung der Projektierung von Baumaßnahmen für den Radverkehr, bereitet die Stadt derzeit ein großes Radwegprojekt vor, das nach Fertigstellung Leuchtturmcharakter für unsere Region hat. Dabei wird durch ein Lückenschlussprojekt zwischen der Ortschaft Walsleben und dem sich bereits in Vorplanung befindlichen straßenbegleitenden Radweg an der L14 zwischen Walsleben und Düsedau eine historische Wegeverbindung über den Fluss „Uchte“ reaktiviert. Nach Fertigstellung wird der überregional bekannte „Altmarkrundkurs“ über diese Abschnitte angeschlossen und es erfolgt eine zusätzliche Wegeverbindung im Projekt „Radeln nach Zahlen“. Insge-samt wird diese Maßnahme einschließlich der notwendigen Radwegbrücke einen hohen sechsstelligen Betrag kosten. Neben der erhofften Förderung für dieses Projekt, hat der Stadtrat den notwendigen kommunalen Eigenanteil im Haushalt der Stadt verankert.

 

Weitere Radewegprojekte, die in absehbarer Zeit in der Einheitsgemeinde umgesetzt werden sind die straßenbegleitenden Radwege an der Düsedauer Straße, der L13 in Richtung Storbeck, der Seehäuser Straße in Osterburg und der Ortsumfahrung Osterburg an der B189 einschließlich des Neubaus der „Schwiegervaterbrücke“ über den Fluss „Biese“. 

 

Um das öffentliche Bewusstsein für den Radverkehr zu stärken, nimmt die Stadt auch am bundesweiten Projekt „Stadtradeln“ teil. Neben der Motivationsförderung nehmen wir dabei auch die Hinweise der Mitradelnden für eine Verbesserung der Radinfrastruktur auf.

 

ÖPNV – Bahnanschluss – zentraler Busbahnhof

 

Über die Bahnlinie Wittenberge – Stendal - Magdeburg ist die Stadt Osterburg an die S-Bahn Mittelelbe angebunden. Über diese erreicht man in weniger als 30 Minuten im Stundentakt die ICE-Anschlüsse in Wittenberge und Stendal sowie in einer Stunde die Landeshauptstadt Magdeburg. Am Bahnhof grenzt der zentrale Busbahnhof der Stadt. Mit diesem hat Osterburg laut Nahverkehrsplan des Landkreises Stendal einen bedeutenden Schnittstellencharakter. Für neun Buslinien ist dies der zentrale Haltepunkt im Linienbündel Nord-West (VG Seehausen, VG Arneburg-Goldbeck, EG Bismark, Osterburg, Stendal sowie im Nachbarlandkreis Salzwedel Kalbe und Arendsee).

In Abstimmung mit der NASA GmbH plant die Stadt zur Ergänzung des ÖPNV ein eigenes Car-Sharing-Angebot aufzubauen. 

Ausbau der erneuerbaren Energien

Wie oben beschrieben, betreibt die Stadtwerke Osterburg GmbH die Wärmeversorgung fast ausschließlich aus Erneuerbaren Energien. Um sich darüber hinaus weiter bei der Energieerzeugung zu engagieren, gründeten die Stadtwerke Osterburg GmbH (51%) und die Avacon Natur GmbH (49%) 2014 die Energiewerke Osterburg GmbH. Diese betreibt derzeit zwei PV-Anlage auf den Dächern der beiden Grundschulen, zwei Blockheizkraftwerke und zwei Wind-energieanlagen (20% Beteiligung). An den Erträgen dieser beiden WEA haben wir auch die Bürger der Einheitsgemeinde über die Ausgabe von Schatzbriefen beteiligt. 

Derzeit laufen die Planungen für den Bau einer Freiflächen-PV-Anlage sowie Sondierungsgespräche mit der Avacon Natur GmbH für einen städtischen regionalen Stromtarif. Dieser soll aus Windenergieanlagen in der Einheitsgemeinde gespeist werden und günstiger als von an-deren Anbietern der Bevölkerung angeboten werden.

 

Insgesamt stehen 56 Windenergieanlagen, in vier Eignungsgebieten auf einer Fläche von ca. 526 ha. Das sind 2,3% der Fläche der Einheitsgemeinde. Mit diesen WEA wurden 2021 272.766.342 KW/h erzeugt. Mit den in Osterburg genutzten weiteren Erneuerbaren Energien (PV, Biomasse und KWKG) kamen wir auf eine Erzeugung von 325.534.202 KW/h. Damit wird eine Grünstromquote von 814% erreicht.

 

Um den Ausbau der Freiflächen-PV-Anlagen zu koordinieren (derzeit sieben Anlagen auf 15 ha Fläche) hat der Stadtrat im Zusammenhang mit aktiver Bürgerbeteiligung in diesem Jahr einen Kriterienkatalog beschlossen. Derzeit liegen Anträge für eine Gesamtfläche von 158 ha vor. Der Ausbau soll so koordiniert werden, dass vorrangig Konversionsflächen und Projekte mit hoher regionaler Wertschöpfung bearbeitet werden und ansonsten Grünland und Ackerflächen unter 35 Bodenpunkten genutzt werden kann. Bei einer maximalen Größe von 25 ha je Vorhaben sollen bis zu 4% der Landwirtschafts- und Forstfläche bebaubar sein.

Entwicklung des ländlichen Raumes

Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK)

 

Im April 2023 erfolgte eine Auftaktveranstaltung zur Fortschreibung des 2017 erstellten ISEK mit Vertretern der Stadt Osterburg, dem Sanierungsträger, die BIG Städtebau und dem Städteplaner Henry Gnauert von der B.A.U.Form Magdeburg. Ziel ist es, bis zum Ende 2023 das ISEK überarbeitet zu haben. Das heißt: nach erfolgter Bearbeitung der Bestandsdaten, insbesondere der Analyse der demografischen Entwicklung, sind schwerpunktmäßig Themengebiete, die sich mit dem Klimawandel (u.a. Energie, Verkehr und Mobilität, Stadtgrün) befassen, einzuarbeiten.

 

Kita-Bus

 

Der „Kita-Bus“ Osterburg ist 2015 als Pilotprojekt gestartet, wurde mit dem Demografiepreis ausgezeichnet und entwickelte sich einem tragfähigen Erfolgskonzept mit Strahlkraft in andere Regionen. Um ein Problem zu lösen, das viele ländliche, großflächige Gemeinden haben: eine sehr unterschiedliche Auslastung in den Kindertageseinrichtungen. Die zentrale städtische Kindertageseinrichtung Osterburg arbeitete an der Belastungsgrenze; die auf den Dörfern waren zeitweise mangels Kindern von einer Schließung bedroht. Die Lösung: Der Achtsitzer bringt Kinder aus der Stadt in zwei Kitas der umliegenden Dörfer, setzt ein klares Ausrufezeichen gegen das Ausbluten auf dem Land und unterstützt Eltern, die selbst nicht mobil sind, um das Angebot wahrzunehmen.

 

Gewinnung von Ärzten

 

Die Hansestadt Osterburg (Altmark) geht den Erhalt der medizinischen Versorgung lang- und mittelfristig von verschiedenen Seiten aus an – als Zehn-Punkte-Maßnahmepaket im „Leitfaden Ärzteversorgung“ festgelegt und im Mai 2017 vom Stadtrat beschlossen. Neben dem Herzstück – drei Medizinstipendien für Absolventen des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums (alle sind vergeben) – gehören dazu auch Unterstützung bei Fördermitteln zur Praxismodernisierung, kostenfreier Wohnraum für Studierende im Praxisjahr, Hilfe bei der Grundstückssuche, Umsetzung telemedizinischer Ansätze sowie Kooperationen mit Ärzten, Krankenhäusern, Universitäten, Hochschulen und weiteren Institutionen zur Initiative gegen drohenden Ärztemangel; alles nachzulesen auf einer eigens dafür geschaffenen Homepage: www.perspektive-landarzt.de. Unkonventionelle Lösungen für eine nicht kommunale Aufgabe, die nötig ist und Früchte trägt – beispielsweise bei der Unterstützung für Praxisnachfolgen. Dies kommt nicht nur den Menschen in Osterburg zu Gute, sondern erfüllt eine wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge für das Umland. Derzeit praktizieren in Osterburg sechs Allgemeinmediziner, sieben Fachärzte und neun Zahnärzte.

 

6. Schutz und Nutzung des Freiraumes

 

Der Erhalt und Ausbau des Stadtgrüns und die Förderung des Insektenschutzes ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines lebenswerten Ortes. Lebendiges Grün trägt dazu bei, dass nicht nur der Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt erhalten und ausgebaut wird, sondern dass sich die hier lebenden Menschen in ihrer Heimat wohlfühlen. Gerade die Lebensqualität im ländlich geprägten Raum ist ein entscheidendes Kriterium für viele Menschen der Großstadt den Rücken zu kehren.

 

Bedingt durch den Klima- und Landschaftsstrukturwandel, invasive Arten und moderne land-wirtschaftliche Bewirtschaftungsmethoden sind viele Insekten, aber auch Pflanzenarten in ihrem Bestand bedroht. Deshalb hat Osterburgs Bürgermeister bereits im Jahr 2019 für die Arbeit der Verwaltung eine Dienstanweisung erlassen, die den Erhalt des Stadtgrüns und die Förderung des Insektenschutzes in den Mittelpunkt stellt. Aufbauend auf dieser Dienstanweisung, die auch im öffentlichen und politischen Raum wahrgenommen wurde, haben sich Initiativen gebildet, die das Unterfangen der Verwaltung bestmöglich unterstützen. 

Die Stadt Osterburg geht hierbei mit gutem Beispiel voran. So wurden bereits fünf Blühwiesen auf kommunalen Flächen angelegt und jährlich ca. 100 Bäume gepflanzt. 

Zusammenfassung

Die o.g. Beispiele sollen die vielen in der „Studie zum Zentrale-Orte-System in Sachsen-Anhalt unter dem Aspekt der Bevölkerungsentwicklung“ (Endbericht April 2020) genannten Angebote zur Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und Sicherung der Grundversorgung und Daseinsvorsorge nur ergänzen. Leider werden viele dieser Aufgaben nicht als Pflichtaufgabe einer Gemeinde gewertet, sondern dem freiwilligen Bereich zugeordnet. Dieses breite Angebot an freiwilligen Leistungen führt dazu, dass der Anteil freiwilliger Leistungen am Haushaltsvolumen der Stadt mit 6% außergewöhnlich hoch ist. Die politische Bereitschaft des Stadtrates ist hierzu gegeben und auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Eine Inanspruchnahme von Kassenkrediten ist regelmäßig nicht erforderlich.

 

Osterburg übernimmt die mittelzentrale Versorgungsfunktion für den Landkreis Stendal und Teile des Altmarkkreises Salzwedel. Unter Beachtung der o.a. Aspekte und der Ergebnisse der genannten Studie ist festzustellen, dass die Hansestadt Osterburg (Altmark) langfristig für einen tragfähigen Versorgungsbereich Aufgaben wahrzunehmen hat und somit als Mittelzent-rum einzuordnen ist.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Nico Schulz