Bürgermeister der Hansestadt Osterburg 2018-2025

Bild 2018

Als Bürgermeister habe ich gemeinsam mit den Volksvertretern und ehrenamtlich in verschiedenen Gremien Engagierten, Mitarbeitern in der Verwaltung und auch im Kontakt auf landespolitischer Ebene in einem über parteipolitische Grenzen hinausgehenden und einem sachlich geführten Diskurs starke Fundamente für die Zukunft legen können. Eine Zukunft, die Sie liebe Wählerinnen und Wähler mir bei der Bürgermeisterwahl 2018 mit einem deutlichen Stimmenvorsprung vor der Kandidatin der AfD anvertraut haben. Dafür meinen herzlichen Dank.

Nicht nur offiziell und landesweit war das Jahr 2017 das Jahr der Reformation. Für mich ist das damit im Wortsinn verbundene Umgestalten und Erneuern permanent gegeben - mit Blick auf ein nachhaltiges Erhalten & Entwickeln dessen, was Osterburg bietet und kann. Denn Osterburg war und ist unabhängig von Amtsperioden laufenden Veränderungen von außen ausgesetzt. Und Osterburg ist eine Einheitsgemeinde, die sich den Herausforderungen stellt, von innen heraus gestaltet und modernisiert. Wenn ich eines in meiner bisherigen Zeit als Bürgermeister festgestellt habe, dann dass wir uns als Bürgerinnen und Bürger dieser Region offen für den allgemeinen und speziellen Wandel zeigen. Dass wir den Mut haben, auf neue Entwicklungen kreativ und konstruktiv zu reagieren. Dass wir Macher sind und uns nicht kleiner machen müssen, als wir sind. Und dass es nur in einem Miteinander aller funktioniert.


Wichtige Themen meiner zweiten Amtszeit 2018 - 2025

Der Übergang von meiner ersten zur zweiten Amtszeit war fließend. Viele Themen, die in meiner ersten Amtszeit besondere Bedeutung hatten, gingen in die zweite Amtszeit über.

Solide Finanzen

Über allem steht eine gesunde Haushaltsführung. Nur wenn es uns weiterhin gelingt, genügend Rücklagen vorzuhalten, können wir zukünftige finanzielle Schwankungen ausgleichen. Ansonsten droht die Haushaltskonsolidierung bei der wir uns von vielem liebgewonnen verabschieden müssten. In den letzten Jahren ist es mir gelungen, mit professioneller Arbeit der Kämmerei und einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Stadtrat eine solche solide finanzielle Basis aufzubauen. Aufgrund schwächelnder Liquidität ist es leider für sehr viele Gemeinden im Land unabdingbar, sich über Kassenkredite notwendige finanzielle Mittel zu besorgen. Nicht so in Osterburg, denn wir haben uns eine ausreichende Liquidität erhalten können. Auch bei der allgemeinen Verschuldung besitzt Osterburg eine der geringsten in Sachsen-Anhalt, wie die Grafik zeigt. Solide Finanzen werden auch in Zukunft die Voraussetzung meines Handelns sein.

Medizinische Versorgung

Die Bevölkerung wird immer älter und gleichzeitig fehlen Mediziner vor allem in den ländlichen Regionen. Auf meinem Tisch landete das Thema sehr konkret 2016 als mehrere Ärzte auf den hohen Altersdurchschnitt in ihren Reihen hinwiesen und zu erwartende Praxisschließungen, sofern nicht rechtzeitig eine Nachfolge gefunden wird. Mit dem "Leitfaden zur Ärzteversorgung in der Hansestadt Osterburg (Altmark)" hat der Stadtrat im Mai 2017 ein zukunftsweisendes Maßnahmepaket beschlossen, welches für eine Kleinstadt wie unsere einmalig in Deutschland ist und mit dem wir den Erhalt der medizinischen Versorgung lang- und mittelfristig von verschiedenen Seiten aus angehen. Auf dieser Grundlage gilt es im Kern, aktiv um junge Mediziner zu werben, damit diese sich in Osterburg niederlassen und die Praxen in Ruhestand gehender Ärzte übernehmen. So unterstützten wir bisher erfolgreich bei der Aufrechterhaltung des Standortes für eine Frauenarztpraxis und eine Lösung für die die chirurgische Praxisnachfolge. Neben dem Herzstück – drei Medizinstipendien (vergeben Ende 2017 und Ende 2019 an Absolventinnen des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums) – gehören dazu auch kostenfreier Wohnrauch für Studierende im Praxisjahr (was 2024 genutzt wurde), Hilfe bei der Grundstückssuche für sich ansiedelnde Ärzte (zweimal erfolgreiche Unterstützung) oder aktive Kooperationen mit Hochschulen oder weiteren Institutionen zur Initiative gegen drohenden Ärztemangel (wie z.B. mit der inlingua Sprachschule in Stendal). Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die gezielte Umsetzung telemedizinischer Ansätze, was Anfang 2024 bei Praxisnachfolge einer Augenärztin gelang. Einerseits wurde die ambulante augenärztliche Versorgung vor Ort erhalten und gleichzeitig telemedizinische Leistungen in der Region etabliert. Über das medizinische Versorgungszentrum des Universitätsklinikums Magdeburg können Patientinnen und Patienten bereits in Osterburg Zugang zur universitären Versorgung erhalten. Unkonventionelle Lösungen für eine nicht kommunale Aufgabe tragen Früchte. Dies ist für uns alle eine der wichtigsten Aufgaben, der ich mich weiterhin sehr engagiert widmen werde.

Grundschule und Schulküche Flessau

2020 konnte der Umbau der Grundschule Flessau für 3,0 Mio. Euro abgeschlossen werden. Der Bund förderte mit 2,3 Mio. Euro. Anschließend wurde die Schulküche neu errichtet - 800.000 Euro allein durch die Stadt finanziert. Insgesamt hat Osterburg somit 3,8 Mio. Euro bei einem Eigenanteil von 1,5 Mio. Euro in einen modernen Schulstandort in Flessau investiert. 

Mit der Schulküche werden seit 2022 nicht nur die Schulkinder in Flessau bekocht, sondern alle Kinder der kommunalen Einrichtungen (beide Grundschulen und vier Kitas). Damit sind wir unabhängig von einer weit entfernten Großküche und können unseren Kindern eine frische Mittagsverpflegung anbieten. 

Durch zusätzliche Einnahmen aus der Windenergie wird der Preis für die Verpflegung gestützt, so dass die Mahlzeit nur 3,00 Euro pro Portion kostet.

Stärkung des Brandschutzes

Brandschutz ist eine Pflichtaufgabe der Gemeinde und kein Spaß. Jeder Bürger kann betroffen sein und muss sicher sein, dass eine schlagkräftige Feuerwehr zu Hilfe kommt, wenn es brennt. Deshalb war ein Schwerpunkt der letzten Jahre die technische Ausstattung unserer 23 Feuerwehren zu stärken. So hat die Stadt von 2018 - 2025 für ca. 3 Mio. Euro Einsatz-Fahrzeuge beschafft, zum Beispiel Löschgruppenfahrzeuge für die Feuerwehren in Flessau und Meseberg oder den Rüstwagen für Osterburg (Herbst 2025). Hinzu kommen ca. 1,8 Mio. Euro, die für bauliche Brandschutzanlagen investiert wurden. Neben vielen Löschwasserbrunnen sind hier besonders das neue Feuerwehrgerätehaus in Rossau, der Anbau am Gerätehaus in Meseberg oder die Löschwasserzisternen unter dem Parkplatz Lindenstraße in Osterburg zu nennen.

Mit Beschluss des Stadtrates vom 07.12.2017 wurden verschiedene Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität des Ehrenamtes in der Freiwilligen Feuerwehr der Hansestadt Osterburg (Altmark) festgelegt. Darunter die Unterstützung der Kinder- und Jugendfeuerwehrwarte durch einen Brandschutzerzieher; mit dem Ziel: 

• Das Interesse und die Neugier an der Feuerwehr vom Kindergartenalter an wecken und fördern,

• über die Mitgliedschaft in der Kinder- und Jugendfeuerwehr aufrecht halten und

• so langfristig engagierte Kameradinnen und Kameraden für die Gefahrenabwehr gewinnen.

Von 2018 bis 2020 übte Lena Bornowski die Funktion aus; Mika Behrendt übernahm zum 01.08l.2022. Das Rettungswesen, der Katastrophenschutz durch die Feuerwehr – das ist alles keine Selbstverständlichkeit. Auch wenn Feuerwehr Ehrenamt ist, ist es alles andere als ein Hobby. Die Kommune schultert eine Pflichtaufgabe über das Engagement von Freiwilligen. Nicht auszumalen, was passiert, wenn das mal nicht mehr so gewährleistet werden könnte, weil zum Beispiel der Nachwuchs fehlt. Feuer und Notsituationen kennen keine Grenzen. Mitgliederzahlen dagegen schon, um die Gefahrenabwehr 24/7 gewährleisten zu können. Und damit das so bleibt – auf lange Sicht gedacht – brauchen wir junge engagierte Menschen.

Stadtsanierung

Im Rahmen der Städtebauförderung wurden seit der Wende Investitionen in Höhe von 40 Mio. Euro umgesetzt. Mit dieser Förderung konnten in den letzten Jahren zum Beispiel folgende Investitionen vorgenommen werden:
- Parkplatz Lindenstraße mit Vorplatz zur Stadtpassage, Brandschutzzisternen, E-Ladesäulen und öffentlicher Toilette

- Sanierung des Sozialtraktes am Sportplatz "Bleiche"

- Sicherung der Gebäude Breite Str. 61/63

Dieses Förderprogramm, welches zu je einem Drittel aus Bundes-, Landes- und städtischen Mitteln besteht, sollte auch in den kommenden Jahren für die Stadtsanierung genutzt werden, um einen modernen Verwaltungssitz durch den Rathausanbau zu schaffen und die Werbener Straße am Gymnasium zu erneuern.

Gute wirtschaftliche Entwicklung

Eine gute Zusammenarbeit zwischen Verwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze ist eine der Voraussetzungen für eine gute wirtschaftliche Entwicklung, wie wir sie in Osterburg seit einigen Jahren erleben. So haben sich die Gewerbesteuereinnahmen in den letzten Jahren von ca. 2 Mio Euro auf ca. 6 Mio. Euro pro Jahr verdreifacht. Leider können wir über einen Großteil dieser Mehreinnahmen nicht verfügen, da sie auf der einen Seite zu Kürzungen der Landeszuweisungen führen und andererseits zu einer höheren Umlage zur Finanzierung des Landkreises. Trotzdem ist das eine äußerst positive Entwicklung, weil sie zu mehr Arbeitsplätzen und Unternehmergewinnen führt. So hat sich in den letzten sieben Jahren die Zahl der Einpendler von 1600 auf 2000 Personen pro Tag sehr stark erhöht.

Und die gute Entwicklung wird in den kommenden Jahren mit dem Bau der A14 weitergehen. Damit sich weitere Unternehmen ansiedeln können, haben wir im Flächennutzungsplan der Stadt die Flächen direkt an der Autobahnabfahrt Osterburg für eine gewerbliche Entwicklung vorgesehen. Derzeit wird der Bebauungsplan für ein Industriegebiet erarbeitet. Im Gegensatz zu anderen Kommunen planen wir aber nicht nur. Es ist mir in den letzten Jahren gelungen, eine Investorengruppe für Osterburg zu gewinnen, deren Ziel es ist, hier ein Industrie- und Logistikcenter und einen Autohof zu errichten. 

Osterburg ist ein attraktiver Unternehmensstandort geworden, der viele Arbeitsplätze geschaffen hat; dies nicht nur durch die größten Unternehmen im Ort, wie OstBau, MPA Pharma, Glaswerk NordOst, die Rahmsdorf GmbH uvm., sondern auch durch die vielen anderen Handwerksbetriebe, den Handel und die Landwirtschaft.

Mittlerweile macht sich das auch in der Arbeitslosenstatistik deutlich bemerkbar. Im November 2009 betrug diese für die Region Osterburg 14,6%. Das war die schlechteste in der ganzen Altmark und wir hielten hinter Klötze, Gardelegen, Salzwedel, Havelberg und Stendal die Rote Laterne in unserer Hand. Heute sieht das ganz anders aus. Die Arbeitslosenquote beträgt in der Region Osterburg (Februar 2025) nur noch 9,1% Eine schöne Entwicklung, die unsere Region in den letzten Jahren durchlaufen hat.

Mehr Grün in der Stadt

Mit dem „Energie- und klimapolitischen Leitbild 2030 für die Hansestadt Osterburg (Altmark)“ hob der Osterburger Stadtrat 2018 die Bedeutung der Themen „Klimaeffizienz, Klimaschutz und Klimaanpassung“ hervor, die fortan in allen definierten Handlungsschwerpunkten bei einer Fortschreibung des aktuellen integrierten Stadtentwicklungskonzeptes berücksichtigt werden sollen. Daran schloss ich im Februar 2019 eine Dienstanweisung zum Erhalt des Stadtgrüns und zur Förderung des Insektenschutzes an. Ein wichtiger Leitsatz aus den im März 2023 übergebenen Handlungsempfehlungen des Bürgerrates „AG Klimaschutz“ an den Stadtrat lautet: „Osterburg soll eine grüne Stadt werden, in der Natur und Artenschutz ihren Platz haben und an dessen Weiterentwicklung die Einwohnerinnen und Einwohner mitwirken.“ Mit der Anpflanzung des Miniwaldes Mitte November 2024 auf einem 500 m² großen Areal des ehemaligen Sportplatz der Sekundarschule „Karl Marx“ fand diese beispielsweise zuletzt eine ganz konkrete Anwendung. Der Projektgruppe BnE (kurz für: Bildung für nachhaltige Entwicklung) am Markgraf-Albrecht-Gymnasium wurde diese Freifläche zur Verfügung gestellt, die um dem Themenkomplex Wald eine praktische Note geben zu können. Außerdem: Perspektivisch können die angrenzenden Flächen wie im Detail empfohlen für Baumspenden zur Verfügung gestellt werden. Damit wurde das 2022 begonnene Schulprojekt fortgesetzt. Im Frühjahr 2023 pflanzten Mädchen und Jungen der Förderschule „Anne Frank“ z. B. 20 Birken vor dem Landwehrwall auf dem Weinberg. Zwei Klassen der Sekundarschule „Karl Marx“ setzen Linden und Eichen entlang der Krumker Straße sowie auf der Grünfläche zwischen Ballerstedter Straße und Golle ein. Der Grüne Bereich der Stadtverwaltung pflanzte 2023/24 insgesamt 129 Bäume, davon sind nur 23 erforderliche Ersatzpflanzungen.

Von den erneuerbaren Energien profitieren

Der Ausbau der erneuerbaren Energien (Windkraft und Freiflächen-PV-Anlagen) stößt in der Bevölkerung auf viel Ablehnung. Tatsächlich leistet Osterburg mit 56 Windenergieanlagen auf dem Gemeindegebiet einen großen Beitrag zur Energiewende. Mir war es wichtig, dass auch unsere Bürgerinnen und Bürger, welche die Windräder vor ihren Wohnorten haben, davon profitieren. Und damit meine ich nicht nur die vielen Grundstücksbesitzer, die über die erheblichen Pachtzahlungen an der Wertschöpfung beteiligt werden, sondern alle Einwohner. Deshalb habe ich dem Stadtrat vorgeschlagen, zusätzliche Erträge, die Windparkbetreiber zahlen sollen, zum überwiegenden Teil auf die Ortschaften zu verteilen, in denen die Windräder stehen. Das sind in Summe 277.000 Euro (55% dieser § 6 EEG-Verträge), über die die Ortschaftsräte nun jährlich verfügen können. Die weiteren 220.000 Euro werden genutzt, um das Entgelt für die Schul- und Kita-Speisung auf 3,00 Euro je Portion zu begrenzen.

Rechnet man alle Erträge der Einheitsgemeinde zusammen, welche aus der Energiebranche stammen, kommt eine stolze Summe i.H.v. .... Euro zusammen. Diese Einnahmen helfen uns, Steuern, Gebühren und Beiträge niedrig zu halten und auch einen großen Anteil freiwilliger Leistungen zu finanzieren, so dass indirekt alle unsere Einwohnerinnen und Einwohner stark von Energiewende profitieren.

Spielplatzerneuerungen

Mit Beginn der Spielplatzoffensive 2016 haben wir bis zum März 2018 insgesamt 116.075,00 Euro in die Erneuerung unserer Spielplätze investiert. In den Folgejahren 2019 bis 2024 kamen Investitionen in Höhe von 162.368,91 Euro aus Haushaltsmitteln für kommunale Spielplätze in Osterburg, Dobbrun, Walsleben, Krevese, Ballerstedt, Polkern und Wollenrade hinzu; plus 44.922 Euro Unterhaltungskosten inkl. TÜV. Dank einer Erbschaft flossen 82.0000 Euro in den Kindergarten „Jenny Marx“; für die Kindergärten in Rossau und Walsleben wurden 2024 je ein neues Spielgerät in Höhe von 3.5000 Euro angeschafft. Die Spielplatzoffensive für 2025 läuft bereits. Beauftragt sind Investitionen in Höhe von 15.291,50 Euro für den Spielplatz in Gladigau - mit der Ausführung wird im zweiten Quartal gerechnet. Auch über Mittel aus der EEG-Umlage sind außerdem geplant: 

- Dequede: EEG-Mittel + 10.000 Euro Haushaltsmittel 

- Düsedau/Calberwisch: 26.800 Euro EEG-Mittel

- Ballerstedt: 3.680 Euro EEG-Mittel

- Krevese: 3. Bauabschnitt aus einem Leader-Antrag + EEG-Mittel als Eigenanteil in Höhe von 4.000 Euro

- Storbeck: 7.000 Euro EEG-Mittel

 

Mehr Bürgerbeteiligung wagen

Die Frage, wie Bürger aktiv in die Gestaltung des gesellschaftlichen kommunalen Lebens einbezogen und an Entscheidungen in der Kommune beteiligt werden können, war schon ab 2017 Teil meiner Arbeit. In Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum kommunale Konfliktberatung des VFB Salzwedel e.V. befragten wir die Ortsbürgermeister und andere gesellschaftliche Vertreter. Daraus entwickelten sich damals verschiedene Schwerpunkte wie z. B. Einwohnerversammlung des Bürgermeisters in den Ortschaften (immer wechselnd), was ich bis heute weiterführe. Oder die Etablierung eines Online-Schadenportals „Sag`s uns einfach“, was sehr gut angenommen wird. Und es stand auch schon mehr Bürgerbeteiligung bei wichtigen Entwicklungen auf der Liste. Es wurden Infoveranstaltungen zum Garagenhof durchgeführt, zur Flüchtlingssituation oder aktuell die Gründung eines Quartierbeirats „Alter Düsedauer Weg“ zum Straßenausbau. Aus einem Wunsch nach aktiver Jugendbeteiligung entwickelte sich aus einer Fokusgruppenbefragung der relevanten Altersstufen unter anderem die Schaffung einer unbefristeten Halbtagsstelle als Kinder- und Jugendbeauftragte, die seit 2024 besetzt ist.

 

Und gerade in Bezug auf unsere aktuelle gesellschaftliche und politische Situation ist derzeit häufig von einigen problematischen Phänomenen die Rede: Polarisierung, eine destruktive und über persönliche Angriffe funktionierende Diskussionskultur, dadurch entstehende Politikverdrossenheit und Gefühle des Abgehängt-Seins durch fehlende Zugänge zur Politik. Auch aus der „Mitte der Gesellschaft“ findet ein stiller Rückzug statt, scheinen viele Menschen das Gefühl zu haben, in der Politik nicht vertreten und gehört zu werden. Im Großen wie im Kleinen. Dieses Bewusstsein generell und ganz konkret bei der Festlegung von Kriterien für Freiflächen PV-Anlagen führten zur Idee, diese wichtigen Zukunftsfragen zum Thema Klimaschutz über einen Bürgerrat zu diskutieren. Wir wurden als Kommune aktiv durch den Netzwerkpartner vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. angesprochen. Der Bürgerrat wurde dann mit Beschluss des Stadtrates vom 29. März 2022 durchgeführt. Im Juni 2022 wurden die Bürgerräte per Zufallsverfahren aus dem Melderegister gelost. Ein Jahr später, am 28. März 2023, übergaben die Bürgerräte nach sieben Treffen (monatlicher Turnus) sechs Leitsätze und 34 Empfehlungen in vier verschiedenen Handlungsfeldern an den Stadtrat. Als Vorarbeit und Leitplanken in ein zu entwickelndes Klimaschutzkonzept, das wir als Kommune brauchen werden, um künftig passende Fördermitteltöpfe im Rahmen der Stadt- und Dorfentwicklung anzapfen zu können.

 

Nach anfänglicher Skepsis und vielleicht auch der Sorge, ob und wie das funktionieren soll, kann ich dem Arbeitsprozess und den Ergebnissen nur Positives abgewinnen. Und zwar so, dass per Stadtratsbeschluss vom 17. September 2024 mit großer Mehrheit (12 Ja-Stimmen, 5 Enthaltungen) ein zweiter Bürgerrat 2025/26 durchgeführt wird – dieses Mal mit Bürgerentscheid an der Wahlurne. Das wird der erste Bürgerentscheid sein, der jemals in Osterburg stattgefunden hat. Bei einem positiven Verlauf könnte dies die Stadtpolitik motivieren, in Zukunft weitere Bürgerentscheide stattfinden zu lassen, um somit eine größtmögliche Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Dieses Mal strebt die Stadt ein Radwege- und Mobilitätskonzept an. In dieses Konzept wollen wir erneut ein umfassendes Meinungsbild der Einwohnerschaft einfließen lassen.

Corona-Krise

Nachdem vor fünf Jahren die weltweite Corona-Pandemie ausgebrochen ist, blieb auch Osterburg nicht von den vielen Beschränkungen und Verboten der staatlichen Eindämmungsverordnungen verschont. Darunter hatten nicht nur die Betriebe, Vereine und Familien zu leiden, sondern auch das kulturelle Leben in unseren Orten. Mein Ansatz als Bürgermeister war in dieser schwierigen Zeit, das was nicht verboten ist, kann gemacht werden. Ich habe also als Bürgermeister, nie noch eine zusätzlich Verschärfung angeordnet. Im Gegenteil, die Verwaltung war weiter offen und der Stadtrat tagte weiter. Als die Corona-Auflagen dazu führten, dass die Veranstalter ihre Kulturveranstaltungen absagten, habe ich angeordnet, dass die Stadt einspringt und eine eigene Veranstaltungsreihe auf die Beine stellt. Sehr große Hilfe und Unterstützung habe ich damals vom Kulturausschussvorsitzenden, Wolfgang Tramp, erfahren. Mit ihm zusammen haben wir die Osterburger Sommernächte geboren. 2021 haben wir als einzige Stadt auch wieder angefangen, einen Weihnachtsmarkt in der Stadt abzuhalten. Dank des Engagements vom Ausrichter, Torsten Engels, konnte ich dies zulassen. Es ist viel durch Corona zerstört worden, in Osterburg aber konnten wir zumindest die Kultur am Leben halten.

Wie zufrieden können wir in Osterburg und den Dörfern der Einheitsgemeinde sein?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir bewerten, was wir sind und was wir haben.
Wir sind eine Stadt mit knapp unter 10.000 Einwohnern, die Kernstadt mit weniger als 6.000. Wer ein bisschen über den Tellerrand blicken kann, weiß, dass vergleichbare Orte in Deutschland froh sind, wenn Sie mehr als einen Allgemeinmediziner, einen Bäcker oder eine Grundschule haben.

In der Einheitsgemeinde Osterburg hingegen finden wir 18 Arztpraxen mit insgesamt ca. 25 Ärzten, sechs Supermärkte + vier Bäcker, zwei Grundschulen, zwei Förderschulen, eine Sekundarschule und ein Gymnasium + Landessportschule, Stadt- und Kreisbibliothek, Kreismusikschule und Kreisvolkshochschule. Wir haben mit sieben Kindertagesstätten, die sich über fünf Orte verteilen und durch vier verschiedene Träger geführt werden, ein breitgefächertes Betreuungsangebot.

Wir können im Sommer sowie im Winter schwimmen und baden gehen. Bei einer Vielzahl an Sportvereinen muss auch keiner unter Bewegungsmangel leiden. Wir haben eine bei den Jugendlichen sehr beliebte Disko und über das ganze Jahr verteilt, herausragende kulturelle Veranstaltungen.

Viele Behörden haben ihren Sitz bzw. eine Geschäftsstelle in Osterburg; die Polizei, das Jobcenter, die Agentur für Arbeit, die Abfallentsorgungsgesellschaft, der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft oder den Wasserverband Stendal-Osterburg. Wir sind aber auch ein attraktiver Unternehmensstandort geworden, der viele Arbeitsplätze geschaffen hat; dies nicht nur durch die größten Unternehmen im Ort, wie OstBau, MPA Pharma oder die Lebenshilfe, sondern auch durch die vielen Handwerksbetriebe, den Handel und die Landwirtschaft.

Mittlerweile macht sich das auch in der Arbeitslosenstatistik deutlich bemerkbar. Im November 2009 betrug diese für die Region Osterburg 14,6%. Das war die schlechteste in der ganzen Altmark und wir hielten hinter Klötze, Gardelegen, Salzwedel, Havelberg und Stendal die Rote Laterne in unserer Hand. Heute sieht das ganz anders aus. Die Arbeitslosenquote beträgt in der Region Osterburg (November 2017) nur noch 7,1% und wir liegen hinter Gardelegen auf Platz zwei in der Altmark. Eine unglaubliche Entwicklung, die unsere Region in den letzten Jahren durchlaufen hat.